Stimmen zum „Projekt-Zukunft“

Die Pläne des „DFB-Projekt-Zukunft“ werden heiß diskutiert, auch in der Region. Werden die Nachwuchsleistungszentrenten aus dem Ligenbetrieb ausgegliedert? Gibt es künftiger weniger Stützpunkte, auch in der Region Fulda? Wir haben Stimmen und Stimmungen von Leuten aus der Region eingefangen.

Matthias Kapelle

Seit gut sechs Jahren ist Kapelle Stützpunkttrainer in Hünfeld – seitdem hat sich einiges verändert: „Früher war es noch so, dass wir aus zehn bis zwölf Vereinen die besten Spieler suchen mussten. Jetzt sind es nur noch drei“, sagt der Ex-Trainer der TSG Lütter, der Veränderungen offen gegenübersteht: „Dem DFB geht es um die Top-Talente. Klar ist, dass es für Regionen wie Kassel oder Frankfurt für zu viele Kinder zu wenige Trainer gibt. In der Theorie kann ich mir hier gut vorstellen, dass die Stützpunkte Hünfeld und Hersfeld sowie Fulda und Marborn zusammengehen.“

Mike Gaul

„Für neue Ideen sollte man immer offen sein. Aber das Konzept sollte passen“, betont Gaul, der seit 20 Jahren Stützpunkttrainer in Marborn ist. Dass der Fokus des DFB besonders in Richtung der Top-Talente gehen soll, sieht der Coach des FV Steinau kritisch. „Ich frage mich halt, was mit der Grauzone passiert. Gibt es dadurch Talente, die uns durch die Lappen gehen, weil wir uns hauptsächlich auf Ballungsräume konzentrieren? Man sollte das Land nicht außer Acht lassen – auch aus Schlechtenwegen kann ein großes Talent kommen.“

Claus Schäfer

Der nordhessische Stützpunktkoordinator gibt einen Einblick in mögliche Optimierungsansätze: „Wir wollen das Talent in den Mittelpunkt stellen. Durch individuelle Förderung wollen wir jedem die gleiche Entwicklungschance geben“, betont Schäfer. Dabei unterscheiden die HFV-Verantwortlichen zwischen lauten und leisen Talenten. Das laute steche durch Selbstbewusstsein oder Körperlichkeit hervor – das leise könne schon mal durch seine zurückhaltende Art durchs Raster fallen, auch durch körperliche Unterlegenheit. „Deshalb fördern wir die Spätgeborenen eines Jahres.“

Manuel Grauel

„Eine Reform muss stattfinden, damit der Anreiz geschaffen wird, wieder mehr Talente zu haben“, weiß der Trainer des C-Junioren-Hessenligisten JFV Bad Soden-Salmünster. Dass dies bei einer Umstrukturierung der Wettbewerbe auf Kosten der Hessenliga geschehen würde, ist Grauel bewusst: „Natürlich würde das Leistungsniveau schwächer werden, aber irgendjemand muss den Kürzeren ziehen. Für mich besteht die größte Herausforderung darin, dass die Spanne zwischen Amateur- und Leistungsfußball nicht zu groß wird. Denn auch die NLZ leben von den Amateuren.“

Thomas Dreifürst

Viktoria Fuldas Vorsitzender kritisierte schon vor einiger Zeit, dass die Stärkung der Nachwuchsleistungszentren eine Schwächung der Amateurvereine ist: „Es entsteht eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Wir als kleiner Verein entfremden uns von den NLZ, da kein Wettbewerb stattfindet. Dadurch sinkt die Wertigkeit der Hessenliga.“ Dreifürst kritisiert auch das Vorgehen des DFB: „Das Projekt ist durch Oliver Bierhoff von oben herab doktriniert worden. Landesverbände und der Amateurbereich wurden aber erst jetzt in die Thematik einbezogen.“

Quelle: https://torgranate.de
Foto: Matthias Kapelle (von links), Mike Gaul und Thomas Dreifürst äußern sich unter anderem zu den Plänen des „Projekt Zukunft“. Fotos: Charlie Rolff (2), Oliver Müller

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