Warum der HFV die Saison nicht so einfach abbrechen kann

Der Hessische Fußball-Verband (HFV) hat am Dienstag eine Rundmail an alle Trainerinnen und Trainer geschickt. Dabei bittet Frank Illing, Vorsitzender des Verbandsausschusses für Qualifizierung und Vereinsentwicklung, um Geduld in der Frage, wie mit der laufenden Spielzeit weiter verfahren wird.

„Bitte gebt uns die Zeit, die wir für eine rechtlich saubere Entscheidung brauchen. Medialen Druck aufzubauen, hilft in dieser Ausnahmesituation niemandem“, schreibt Illing, der hofft, die aktuelle Saison noch zu beenden. „Die laufende Runde regulär zu beenden ist die fairste sportliche Lösung. (…) Auf eine darauffolgende neue, vielleicht sogar verkürzte Saison können sich alle einstellen, so dass in dieser und der kommenden Runde ein regulärer Spielbetrieb stattgefunden hätte. Leider haben wir die dafür notwendige Zeitschiene nicht in der eigenen Hand.“

Deshalb wurde auch die Möglichkeit eines Saisonabbruchs in Betracht gezogen. Doch dabei gibt es ein in dieser Form noch nicht betrachtetes Problem: „Unsere Satzung sieht einen hessenweiten Saisonabbruch gar nicht vor. (…) Ein Saisonabbruch durch das Präsidium oder den Verbandsvorstand bedeutet gleichzeitig, dass die Mitglieder dieser Gremien für den entstehenden finanziellen Schaden auch mit ihrem Privatvermögen haftbar gemacht werden können. Beispielsweise müsste dann der Fußballwart Eures Kreises mit seinem privaten Geld einstehen. Bitte bedenkt: Die Tätigkeiten im Präsidium und Verbandsvorstand werden ehrenamtlich ausgeübt“, so Illing.

„Die Saison kann daher nur von einem außerordentlichen Verbandstag abgebrochen werden, um ehrenamtlich tätige Verbandsmitarbeiter von einer Haftung zu befreien. Die Ladungsfrist für einen außerordentlichen Verbandstag beträgt übrigens mindestens vier Wochen – um auch dafür einen Zeithorizont zu nennen.“ Trainer, Fußballer und Fans bleiben also weiterhin noch einige Zeit im Unklaren – wenngleich weiterhin eine bundesweite Lösung präferiert wird.

Die Mail im Wortlaut:
Liebe Trainerkolleginnen, liebe Trainerkollegen,

heute wende ich mich mit einer ganz persönlichen Bitte an Euch.

Seit dem 12. März 2020 ruht der gesamte Spielbetrieb im Hessischen Fußball-Verband. Anfangs sind wir vielleicht noch von einer vorübergehenden Maßnahme ausgegangen. Mittlerweile ist aber die wahre Dimension deutlich geworden. So lange täglich so viele Menschen in unserem Land am Corona-Virus erkranken, ist an Fußball gar nicht zu denken. Diesen Respekt sind wir auch denjenigen schuldig, die einer Risikogruppe angehören oder leider verstorben sind.

Eure regionale Presse möchte natürlich weiter über unsere schöne Sportart berichten und hat einige von Euch um Statements gebeten. Jeder hat dazu natürlich seine ganz spezielle Meinung, wie mit der Situation umzugehen ist. Aus den vielen Interviews lassen sich zwei Dinge herauslesen. Zum einen gibt es keine Mehrheit für irgendeines der möglichen Szenarien. Zum anderen wird immer mehr die Forderung laut, der Hessische Fußball-Verband solle endlich eine Entscheidung für oder gegen einen Saisonabbruch fällen.

Die laufende Runde regulär zu beenden ist die fairste sportliche Lösung. Zwei Drittel der Saison sind bereits gespielt und jeder kann den sportlichen Lohn ernten, der vor der Runde ausgelobt wurde. Auf eine darauffolgende neue, vielleicht sogar verkürzte Saison können sich alle einstellen, so dass in dieser und der kommenden Runde ein regulärer Spielbetrieb stattgefunden hätte. Leider haben wir die dafür notwendige Zeitschiene nicht in der eigenen Hand.

Die Alternative eines Saisonabbruchs birgt viele Fragen: Wie ist die Saison hinsichtlich Auf- und Absteigern zu werten, wird sie ganz annulliert oder zählt die Hinrunden-Tabelle? Darüber hinaus müssen wir auch überregionale Spielklassen berücksichtigen. Wir streben daher eine bundesweite Lösung an.

Unsere Satzung sieht einen hessenweiten Saisonabbruch gar nicht vor. Daher musste diese Option zunächst vor allem auch haftungsrechtlich geprüft werden. Mittlerweile haben wir in dieser Frage Klarheit. Ein Saisonabbruch durch das Präsidium oder den Verbandsvorstand bedeutet gleichzeitig, dass die Mitglieder dieser Gremien für den entstehenden finanziellen Schaden auch mit ihrem Privatvermögen haftbar gemacht werden können. Beispielsweise müsste dann der Fußballwart Eures Kreises mit seinem privaten Geld einstehen. Bitte bedenkt: Die Tätigkeiten im Präsidium und Verbandsvorstand werden ehrenamtlich ausgeübt!

Die Saison kann daher nur von einem außerordentlichen Verbandstag abgebrochen werden, um ehrenamtlich tätige Verbandsmitarbeiter von einer Haftung zu befreien. Die Ladungsfrist für einen außerordentlichen Verbandstag beträgt übrigens mindestens vier Wochen – um auch dafür einen Zeithorizont zu nennen.

Wir alle wollen, dass der Ball bald wieder rollt. Ich bin selbst auch Trainer und mir fehlt der Rasen unter den Füßen genauso wie Euch. Hoffentlich konnte ich Euch plausibel erläutern, warum wir kurzfristig gar keine Entscheidung treffen können, obwohl wir das nur zu gerne tun würden. Wir haben auch noch ein wenig Hoffnung, die Saison doch noch irgendwie fortführen zu können.

Eingangs habe ich erwähnt, eine persönliche Bitte an Euch zu haben. Ich äußere diese Bitte auch im Namen unseres Präsidenten Stefan Reuß sowie den Mitgliedern des Präsidiums und des Verbandsvorstands:

Bitte habt Geduld und gebt uns die Zeit, die wir für eine rechtlich saubere Entscheidung brauchen!

Medialen Druck aufzubauen, hilft in dieser Ausnahmesituation niemandem – uns nicht, und Euch am allerwenigsten. Ihr als Trainer seid jetzt in Eurer Vorbildfunktion in den Vereinen, vor allem aber gegenüber Euren Spielern gefragt. In dieser schwierigen Zeit bleibt uns Fußballern aber immer eines: Fairplay miteinander, Fairplay untereinander!

Mit freundlichen Grüßen
HESSISCHER FUSSBALL-VERBAND
Frank Illing

Quelle: https://www.torgranate.de
Foto: Charlie Rolff

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