Sonst gefährden wir die nächste Saison

Die Frage, wie und wann es im Amateurfußball weitergeht, ist auch nach der gestrigen Sitzung des Hessischen Fußball-Verbands weiter unbeantwortet. Wir haben uns beim jeweiligen Kreisfußballwart in Fulda, Schlüchtern, Lauterbach/Hünfeld und Hersfeld/Rotenburg umgehört.

Erhard Zink, Regionalbeauftragter und Kreisfußballwart in Lauterbach/Hünfeld, spricht sich für Annullierung aus

„Mein Wunsch wäre, dass wir die Meisterschaftsrunde annullieren und bereits Mitte Juli mit der neuen Saison starten. Die Vereine können im Juni ins Training einsteigen und die laufende Pokalsaison in der Vorbereitung zu Ende bringen“, sagt Zink, der seiner Aussage Argumente hinzufügt.

So sei der Blick auf die derzeit wieder steigenden Inzidenzzahlen ein Hinweis, dass bei der Wiederaufnahme längst nicht mit Planungssicherheit gerechnet werden könne. Ebenfalls stellt er klar, dass zwar die Wiederaufnahme des Spielbetriebs in einigen Wochen realistisch erscheinen möge, doch wer könne mit Gewissheit sagen, dass dann Zuschauer kommen dürften. Und ohne Zuschauer, das betont der Herbsteiner, ergibt Amateurfußball keinen Sinn.

Zink blickt zudem sorgenvoll auf die kommende Saison – sollte die aktuelle Serie tatsächlich bis Ende Juni durchgezogen werden. „Wann können wir dann wieder starten“, fragt er und betont: „Wir sollten nicht direkt wieder die neue Saison gefährden, weil wir jetzt etwas zu Ende bringen wollen, das nicht mehr zu Ende zu bringen ist.“

Thorsten Beck, Kreisfußballwart in Fulda, hofft auf zügigere politische Entscheidungen

„Liebend gern würden wir wieder spielen, aber es liegt nicht in unserer Hand“, schildert Beck. Die Beschlüsse der Politik sind das Zünglein an der Waage, erst danach könne immer eine Entscheidung getroffen werden. Und das macht es laut Beck so schwer: „Keine Hebel in der Hand zu haben und selbst zu entscheiden, was passiert, ist etwas unbefriedigend. Allgemein wünsche ich mir von der Politik, dass einige Gänge höher geschaltet wird. Nicht nur was den Sport angeht, sondern auch die Allgemeinheit. Wichtig ist aber, dass wir Szenarien vorbereiten, um auf jegliche Beschlüsse reagieren zu können.“

Sein Wunsch sieht vor, dass die Hinrunde beendet wird. „Dann haben wir immerhin ein Wertungsmodell, das noch einigermaßen fair wäre. Im Kreis Fulda bekommen wir das hin. Ich werde in der kommenden Woche ein Kreiskonferenz einberufen und hören, wie die Statements der Vereine sind“, so der Hofbieberer, der in Sachen Kreispokal etwas entspannter ist, „da wir in diesem Wettbewerb nicht den ganz großen Zeitdruck haben“.

Dietmar Pfeiffer, Kreisfußballwart in Schlüchtern, sieht unterschiedliche Voraussetzungen in den Kreisen

„Es ist den Kreisen freigestellt, aber bei uns wird es eine Kreisschaltung geben, denn wir nehmen die Vereine mit ins Boot“, sagt Pfeiffer, der bereits mit seinen Vereinsvertretern per Video gesprochen hat. „Da gab es ein klares Meinungsbild. 98 Prozent hatten sich dafür ausgesprochen, dass wir zumindest die Vorrunde noch zu Ende spielen können. Allerdings ist das gute vier Wochen her. Jetzt werden wir die Situation neu bewerten.“ Gerne hätte Pfeiffer noch ein bisschen mehr Spielraum gehabt, als den Termin Ende März. „Ob es aber besser wäre, wenn wir bis Mitte April mit einer Entscheidung warten würden, das sei mal dahingestellt.“

Sein Kreis wird die getroffene Entscheidung – egal ob Annullierung oder Fortsetzung bis die Hinserie zu Ende gespielt ist – mittragen. „Wir haben 32 Kreise, in denen völlig unterschiedliche Voraussetzungen herrschen. In den Städten teilen sich manchmal sieben Vereine einen einzigen Platz. Und eine Liga mit weniger Vereinen ist einfacher zu Händeln, als eine große Liga. Wir streben aber eine Einheitlichkeit für Senioren, Jugend und Frauen an. Und eines muss vorne anstehen: Das ist die Gesundheit von allen Beteiligten.“

Sollte die Runde annulliert werden und man doch wieder frühzeitig spielen können, dann hat Pfeiffer durchaus Möglichkeiten parat: Dann würden wir einerseits den Kreispokal zu Ende spielen und vielleicht die neue Pokalrunde vorziehen. Dazu kann man eine Art Coronapokal oder Blitzturniere ausspielen. Der Spielbetrieb ist für eine mögliche Überbrückungszeit gewährleistet.“

Rainer Schmidt, Kreisfußballwart in Hersfeld/Rotenburg, mahnt zur Geduld

Keine Sprüche klopfen, sondern vielmehr abwarten und den Beschlüssen der Politik folgen möchte Schmidt, da davon ohnehin alles weitere abhängt. „Beim Blick auf die Inzidenzzahlen werden die Maßnahmen wohl eher wieder verschärft. Wenn das so ist, steuern wir auf ein Desaster zu“, stellt der Friedewälder klar. Seine Gedanken liegen dabei vor allem bei den Vereinen. Es gehe in finanzieller Hinsicht an die Substanz, „und ich weiß nicht, wie lange sich die Vereine noch an ihre Reserven klammern können.“

Über eine Fortsetzung verschwende Schmidt derzeit keine Gedanken, eine Annullierung sei für ihn hingegen die letzte Patrone. Für den Schuss ist es derzeit aber noch zu früh. Schmidt stellt aber klar: „Von Spielen ohne Zuschauer werden die Vereine nicht begeistert sein. Jeder Sonntag, der gespielt wird, kostet über den Daumen gerechnet 150 Euro. Das können die Vereine nicht lange stemmen.“

In Sachen Pokalspiele hat sein Kreis noch den Vorteil, dass Hersfeld/Rotenburg erst in der Rückrunde die Partien durchführen wollte und somit noch nicht begonnen hat. „Darüber mache ich mir aber nicht allzu viele Gedanken. Wir haben nur wenige Runden zu absolvieren, die Vereine können diese problemlos in die Vorbereitung einbauen – was sie ohnehin bekanntlich wollen“, sagt der Kreisfußballwart.

Quelle: https://www.torgranate.de
Foto: Erhard Zink (von links oben im Uhrzeigersinn), Thorsten Beck, Dietmar Pfeiffer und Rainer Schmidt haben sich zur aktuellen Lage geäußert.

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